Tuesday, July 28, 2009

Der schöne Norden

Kaum zurück in Alabama, ging es schon wieder auf große Fahrt.

Geplant hatten wir eine Runde durch das Gebiet der Großen Seen. Neben drei festen Zielen (Chicago, Niagara Fälle, Toronto) wollten wir auch ein bisschen "Wildnis" in Kanada erleben.


Zum ersten Mal waren wir eine ganze Woche mit unserem Wohnwagen unterwegs und haben mehrere Male auch einfach auf Walmart Parkplätzen übernachtet. Der hat hier 24 h geöffnet und das Übernachten ist dort offiziell erlaubt, wie sich herausstellte gilt das auch für Kanada. Wir waren auch immer in guter Gesellschaft (mindestens 1 oder mehrere Wohnmobile und Wohnwagen). Manchmal ist es zwar ein bisschen laut (Klimaanlagen u.ä.) und etwas hell von der Parkplatzbeleuchtung, aber man kann beruhigt schlafen (auch ausschlafen) und wenn einem noch was fehlt für's Frühstück kann man es schnell noch holen. Das ist irgendwie eine ganz neue Erfahrung, macht aber auf jeden Fall Spaß und ist als Zwischenstop auf langen Fahrten total gut geeignet.

Man stellt sich dann einfach an die Seite, die Parkplätze sind ja zum Glück groß genug.



Nach anderthalb Tagen Fahrt und 900 Meilen erreichten wir schließlich unser erstes Ziel: Chicago. Die Stadt gefiel uns auf Anhieb sehr gut, nicht so riesig und eng wie New York. Es gibt Parks entlang des Wassers und einen Pier, von dem aus Schiffsfahrten auf den Michigan See (wirkt eher wie ein Ozean) und sogenannte "Brückenfahrten" durch die Innenstadt starten.



Weil die Kinder sowieso nicht so gern durch Innenstädte laufen, entschieden wir Chicago vom Wasser aus per Schiff zu erkunden.

Zuerst machten wir eine Skyline Tour auf dem Michigan See. Sehr gut zu sehen, ist dabei der Sears Tower, das höchste Gebäude der USA.


Danach fuhren wir mit einem anderen Schiff direkt an modernen Wolkenkratzern und historischen Gebäuden (knapp 100 Jahre alt) vorbei. Es gibt nämlich mehrere große Kanäle, welche mitten durch Downtown führen. Das erinnerte uns doch ein bisschen an die Brückenfahrten durch Berlin (auch wenn die Gebäude dort etwas niedriger ausfallen).






Die Campingplätze sind immer ähnlich aufgebaut. Jeder Stellplatz hat seine eigene Holzsitzgruppe und eine Feuerstelle zum Lagerfeuer machen.



Das haben wir dann auch wieder schön genutzt. Ist einfach so richtig romantisch, hilft aber auch bei nordischer Kälte und gegen Mücken.




Auf dem Weg von Chicago zu den Niagara Fällen, machten wir einen Abstecher zu den Amish People. Diese leben ohne elektrischen Strom auf Farmen, haben strenge Kleidungsregeln, fahren mit Pferdekutschen statt mit Autos und man hat den Eindruck plötzlich in einer anderne Welt zu sein (Besiedlung Amerikas). Die Kinder fanden das total spannend und faszinierend. Leider hatten wir uns einen Sonntag für die Farmbesichtigung ausgesucht. Sonntags arbeiten die Amish People nicht und so konnten wir ihnen nicht über die Schulter schauen.


Trotzdem machten wir eine Besichtigungstour.




Besonders interessant fanden wir das Schulhaus, wo auch die deutsche Sprache gelehrt wird, begründet in den deutschen und schweizer Vorfahren.



Man beachte den "Schulbus".



Auf der Straße kamen uns dann einige solcher Kutschen entgegen, meistens mit Familien auf Sonntagsausflug.





Die Farmen konnte man immer gut an den Pferden auf der Weide und den Kutschen vor dem Haus erkennen.




Wie man auf dem nächsten Video sehen kann, haben wir auch Souvenirs gekauft.


Und weiter ging die Fahrt. Meistens war die Stimmung an Bord gut. Malen, Fernsehen und Musik hören, waren die beliebtesten Beschäftigungen der Kinder. Es waren aber auch echt viele Stunden im Auto, dafür haben alle toll durchgehalten.



Auch wenn wir die Niagara Fälle bereits kannten, wollten wir sie Melli und Emi nicht vorenthalten. Diese Wassermassen, die da in einer Sekunde in die Tiefe stürzen, ist schon beeindruckend und der Anblick atemberaubend.






Diese beiden Bilder finde ich besonders schön. Seht Ihr die Regenbögen?


Das Wetter zeigte sich glücklicherweise an dem Tag von seiner besten Seite (war in diesem Urlaub leider nicht immer so). So war es auch nicht so schlimm, dass wir auf dem Weg durch die "Cave of the Winds" und dem "Hurrican Deck" etwas nass wurden, auch wenn man denken müsste, dieser Vollschutz würde ausreichen



So sahen wir dann hinterher aus. Machte aber auch nichts weiter, denn schließlich stand unsere eigene Umkleidekabine inklusive trockener Sachen oben auf dem Parkplatz (unser Wohnwagen).




Da wir jetzt schon mal so dicht an Kanada dran waren, wechselten wir einfach die Uferseiten und befanden uns plötzlich in Kanada. Und auf einmal wurden die Entfernungen in Kilometern und die Höchstgeschwindigkeiten in km/h angegeben und auch an der Tankstelle gab es das Benzin in Litern und nicht in Gallonen.

Kurz nachdem wir die Grenze passiert hatten, gab es merkwürdige Motorgeräusche. Kurzes Nachschauen am Straßenrand ergab: ein sich auflösender Keilriemen. Zum Glück konnten wir noch bis zum reservierten Campingplatz vor Toronto weiterfahren. Holger ist dann am nächsten Tag (wir anderen haben noch schön ausgeschlafen) in eine Werkstatt gefahren, und sie haben den Keilriemen gewechselt. Da hatten wir echt einen riesen Dusel, dass alles so glimpflich ausgegangen ist, hätte uns auch wesentlich ungünstiger treffen können.



Der Campingplatz war zwar nicht ganz so ruhig gelegen (direkt an einer Interstate) dafür gab es einen schönen Pool und Spielplatz, die Kinder hat's gefreut.






Hier konnten sie außerdem endlich mal ihre neuen Roller ausprobieren.


Nach so viel Autofahrerei brauchten alle ein bisschen Bewegung (jeder auf seine Art).



Nachdem das Auto wieder fit war, starteten wir unsere geplante Torontobesichtigung. Da das Wetter nicht ganz so schön und die Zeit schon etwas fortgeschritten war, beschränkten wir uns dabei auf den CN Tower (Bild in der Mitte). Dieser ist mit 553 m der höchste Fernsehturm der Welt und gilt als architektonisches Weltwunder der Moderne und als Wahrzeichen von Toronto. Von oben hatte man einen tollen Blick auf die Stadt und Umgebung.





Besonders faszinierend fanden wir den Glasboden zum drüber laufen.


Im strömenden Regen machten wir dann noch eine Stadtrundfahrt in unserem eigenen Auto. Dabei entdeckten wir dieses niedliche Schloss im europäischen Stil ("Casa Loma"). Es hatte aber keiner mehr Lust auf eine Innenbesichtigung.


Noch ein kleines Spielchen, dann ging es ab in die Falle.


Ca. 2 h nach Toronto (Richtung Norden) beginnt dann das Kanada, wie man es erwartet. Ab und zu kleine Städte und ansonsten tolle Landschaft und vor allem Wildnis! Da muss man dann auch die Verkehrsschilder anpassen!



Um nicht auf eigene Faust diese Wildnis zu erkunden, war unser nächstes Ziel der "Algonquin National Park". Der hat ungefähr die Größe von Brandenburg und es gibt zahlreiche Seen (größere und kleinere), viele Wanderwege und auch mehrere Campingplätze.


Im Museum begegne ich diesen Tieren aber deutlich lieber!


Weil das Wetter am Abend noch sehr schön war und es anders als in Alabama erst gegen 22:00 Uhr dunkel wird, machten wir noch eine kurze Wandertour zum Lookout Mountain.

Zurück auf dem Campingplatz kamen gleich einige Nachbarn und erzählten uns , dass auf unserem Platz vor knapp 5 min ein Schwarzbär nach Essbarem gesucht hat. Natürlich waren wir traurig das verpasst zu haben, doch so richtig wünschte sich auch keiner von uns seine Rückkehr. Die Kinder trauten sich gar nicht mehr aus dem Wohnwagen und als wir wie immer abends noch gemütlich am Feuer sitzen wollten, überkam uns bei dieser Dunkelheit dann doch auch die Angst und wir gingen früh schlafen!


Am nächsten Tag wollten wir eigentlich eine Kanutour machen. Aber wie man sieht, regnete es heftig und wir beschlossen, unsere Zelte im Park abzubrechen und weiter zu fahren. Mit Wanderschuhen und Schirm ausgestattet, unternahmen wir trotzdem eine letzte Tour und sahen uns live an, wie die Holzarbeiter vor 100 Jahren gelebt und gearbeitet haben.

Sieht auch bei Regen toll aus.



Nachdem wir den ganzen Tag im Regen gen Westen gefahren waren, wurden wir am nächsten Tag mit Sonnenschein und blauem Himmel belohnt. Kurzentschlossen holten wir unsere ins Wasser gefallene Kanufahrt nach.

Wir legten an einer einsamen Insel an und sprangen erstmal ins erfrischende Nass (nur eine traute sich mal wieder nicht).


Nach einer Woche Rumreisen mussten wir jetzt langsam die Heimreise antreten. Auf uns warteten 1000 Meilen in 2 1/2 Tagen.
Hier sieht man noch nicht einmal das andere Ufer.

Und das gibt es auch nur in Amerika - Pickup mit Trailer und anghängtem Boot.


Wir kamen gut voran und hatten deswegen die Zeit noch mal auf einem wirklich schönen Campingplatz in einem National Park in Indiana zu übernachten. Ist eben doch schöner als auf einem Walmart Parkplatz im Wohnwagen zu frühstücken.


Schnell noch ein Bad, dann ab auf die letzte Fahretappe.

In Summe kann man festhalten, es war ein wunderschöner, sehr erlebnisreicher und gelungener Urlaub und das Reisen mit einem Wohnwagen macht riesigen Spaß (besonders mit Kindern).
Trotzdem wollen wir beim nächsten Mal weniger fahren (sehr schwer bei den Entfernungen hier) und mehr campen.
Hier noch schnell die Angaben unserer Fahrt:

Man beachte: mit einem Wohnwagen im Gepäck erhöht sich der Verbrauch dramatisch!
Noch was Lustiges:
Als wir irgendwo in Indiana (in der Gegend der Amish People) unterwegs waren, hatten wir plötzlich diese Anzeige auf unserem Navi. Da fühlten wir uns gleich ganz heimisch :)